Bewertungssystem

Erster Teil des Systems – Leistungsbewertung

In einer Welt von Fremdbewertung haben die meisten Menschen Schwierigkeiten ihre eigenen Leistungen einzuschätzen. Also ihre eigene Arbeit zu bewerten. Sogar routinierte Unschooler kennen dieses Gefühl und machen dann manchmal die verrücktesten Sachen – wie zum Beispiel in die Schule zu gehen, um sich mal so richtig bewerten zu lassen 8) .

Wir haben vor ein paar Jahren (im Rahmen einer Schulgründung) dieses System entwickelt, dass es Menschen ermöglichen sollte nicht mehr auf fremde Bewertungen angewiesen zu sein, sondern sich selbst auf einfache Weise selbst zu bewerten.

Es beruht auf der Idee, Bildung als eine Art Weg zu betrachten, als eine „sportliche“ Leistung. So bekommt man für jede Leistung eine bestimmte Punktzahl – oder besser gesagt Meilen (in Anlehnung an die Wegstrecke). Lese ich also eine Seite in einem Buch bekomme ich dafür eine Meile – wenn ich in einem schweren Buch eine Seite lese, dann wird die natürlich anders gewichtet. Andere Dinge werden wiederum anders gewertet.

http://docs.google.com/Doc?id=dhb87wsc_9g9wprbhp

Dieses System soll nicht zur Überprüfung und Fremdmotivation dienen (wie z.B. Antolin) – man kann den Punktestand für sich behalten. Wenn jemand jemals ein System wie Antolin draus machen will, dann soll er sich schämen!!! 🙂 Das System ist komplett nicht-überprüfend und man kann folglich auch kein Geld damit verdienen, da jeder es ohne weitere Hilfestellungen für sich nutzen kann.

Zusätzlich kann es beliebig um jede Aktivität erweitert werden (die man für sich selbst mit Bildung in Verbindung bringt) – die aktuellen Meilenvergaben entsprechen den pädagogischen Vorstellungen westlicher Kulturen.

Zweiter Teil des Systems – Einstufung

Da jegliche Bewertungssysteme immer gerne zum Vergleich mit anderen verleiten (wie sollte man sonst seine Position in der Hackordnung herausfinden?) haben wir auch hierfür noch eine Lösung gesucht – mit dem Ziel es komplett autonom durchführen zu können.

Die Lösung haben wir dann bei einem Computerspiel abgekupfert (Civilization I). Dieses war eines der erfolgreichsten und motivierendsten Computerspiele seit jeher. Der Spieler hatte immer eine Idee, wie gut er eigentlich war – ohne sich jemals mit einem anderen Menschen vergleichen zu müssen.

Civilization I vergab für eine gewisse Anzahl Punkte einen Rang – je mehr Punkte, desto besser der Rang. Wer seine Zivilisation schlecht leitete war schnell mal bei Kaiser Nero – wer es gut machte, war dann Salomon der Weise oder noch besser.

Dieses hatte den Vorteil, dass es zum einen motivierte und zum anderen lernte man geschichtliche Figuren und begann sich für sie zu interessieren; zusätzich getrieben durch den geschichtlichen Kontext des Spiels.

Und so formten auch wir eine Abfolge von Rängen – aber anstatt Herrschaftsfiguren wollten wir die Dinge dieser Welt nehmen. Denn die Welt und das Universum gilt es zu assimilieren (frei nach Piaget). So ist auch nur eine Abfolge entstanden und keine Hierarchie. Wir wollten nicht sagen, etwas ganz unten ist weniger wert, als etwas anderes weiter oben (nur um Mißverständnissen vorzubeugen).

Und als letztes machten wir uns die Aufgabe uns die Lehrpläne der Ministerien zu betrachten und zu vermessen, wieviel Meilen es braucht um eine Bildung zu bekommen, die gleichwertig zu der Bildung der jeweiligen Schulabschlüsse ist. Wir haben vorausgesetzt, dass man in der Schule das Zeug auch wirklich lernt, was in den Lehrplänen steht.

Genug der langen Rede, et voilà

http://docs.google.com/Doc?id=dhb87wsc_10dzv7btp5

5 Antworten to “Bewertungssystem”

  1. Andrea Says:

    Also wenn ich meine Meilen zusammenrechne, kann ich dann mit dem Zahl erkennen, ob ich soviele Meilen zusammenhabe, wie wenn ich in diesem Land eine Schulbildung genossen habe?

    Wieviele wären denn das?

    (Und wieso gibt es keine Meilen fürs Bloggen? Und SEO?… also das ist äußerst 20. Jahrhundert 😉 !)

  2. 1000sunny Says:

    Bloggen könnte man mit reinnehmen – ihm soll jedoch eine andere Bedeutung zukommen – kommt aber noch. SEO ist doch eine Technologie und schon drinnen – oder?? Du hast aber Recht, als wir das System entwarfen kannten wir Blogs noch gar nicht.

    Die Meilen werden einfach addiert, und diese Zahl sagt mir wo ich bin. Ich muss nicht jedes Jahr neu anfangen, sondern führe das kontinuierlich weiter, solange ich Lust habe – die Abschlüsse sind in der Bildungsleistung äquivalent.
    Solltest Du in dem jeweiligen Land diesen Abschluss machen wollen, musst Du natürlich noch die zusätzlichen Fähigkeiten lernen (logisch)…. das beantworte ich aber in einem eigenen Post.

    Das genießen der Schulbildung ist so eine Sache, die Dir wohl kein System der Welt bieten kann, außer ein Besuch derselben 🙂

  3. eljascha Says:

    Komisch, das mit dem Bewerten ist mir so ferneliegend, darüber brauche ich nicht nachzudenken. Computerspiele, bei denen ich mich nicht mit jemandem vergleiche sondern einfach auf mich selbst geworfen in den Rängen höherrücke, interessieren mich auch nicht. Ehrlich gesagt würde ich nach meiner einmaligen Erfahrung mit einem solchen (ich war damals 25) behaupten, daß jegliche Bewertung das individuelle Suchtpotential steigert. Dabei ist es aus meiner Sicht völlig egal, ob das Bewertungssystem von außen gegeben ist oder von mir selber, ob ich mich mit anderen messe oder mit mir selber. Bewerten ist immer der Impuls zur ständig weiteren Leitsungssteigerung. Und das braucht vielleicht die existierende Gesellschaft, aber m. E. nicht der Mensch an sich.

    Ich habe mal Tai-Chi-Chuan gemacht, da hat uns der Lehrer gesagt, daß es nicht darauf ankommt, daß man eine ganze Form machen kann oder mehrere, es kommt einzig und allein darauf an, daß man eine Sache (das kann nur eine Handbewegung sein für den einen, für den anderen kann es das volle Programm aller Formen sein, und alle Zwischenstufen innerhalb dieser beiden Endpunkte – das ist jetzt meine Interpretation) immer wieder und wieder macht und dabei selber perfektioniert, verinnerlicht, merkt wie es immer leichter und fließender gelingt, vielleicht könnte man sagen, diese eine Sache (Handbewegung etc.) wird – auch das ist jetzt meine Interpretation. Diese Haltung entspricht mir sehr, andere Teilnehmer waren abgeschreckt, sie wollten schnell eine Form nach der anderen lernen.

    Mich erinnert das z. B. auch an die Schilderung des Straßenkehrers Beppo in Michael Endes Märchenroman „Momo“ – Beppo macht seine Arbeit so, daß sie ihm nicht zur Last wird, sondern ihm etwas gibt. Wer dazu fähig ist, das was das Leben an ihn heranträgt, in so einer Haltung zu machen, der ist m. E. sehr gebildet. Mehr braucht es nicht – wir schielen dann nicht mehr nach rechts und links, nicht mehr nach oben und unten, sondern achten auf uns und unsere Tätigkeit, unser Handeln etc. und kommen gerade dadurch weiter – werden auch weise. Und mit so einer Haltung kann jeder Mensch einen Platz in einer Gemeinschaft finden, wo er etwas Wertvolles beiträgt, selbst mit Handicap. (Unlängst sprach mich nach einer Strabafahrt eine junge Frau an und sagte mir, meine Tochter habe ihr so viel gegeben, weil sie sie so angestrahlt habe – das ist so ein Beispiel für das, was ich mit dem letzten Satz meine.)

    So stelle ich mir das Leben und Sich-Bilden vor – mit Bewertungssystem habe ich wirklich nichts am Hut. 🙂

    • 1000sunny Says:

      Da hast Du wohl recht. So mancher hat sich schon über dieses Stadium hinausentwickelt und ist mittlerweile ein „gefestigter in sich ruhender Unschooler“, der keine Bewertung mehr braucht.
      Auf der anderen Seite habe ich in diversen EMails gelesen, dass vielen die Orientierung fehlt, besonders von jungen Homeschoolern/Unschoolern, die eben noch nicht dieses Urvertrauen in ihre eigene Bildsamkeit entwickelt hatten. Wie das Beispiel oben beschreibt gehen diese dann oft in die Schule, nur um zu wissen, wo sie relativ stehen und wissen, wie es ihnen in ein paar Jahren bei der Arbeitssuche ergehen wird (oder bei externen Abschlüssen).
      Ich persönlich praktiziere es auch, allerdings in sehr abgespeckter Form, dass ich einmal im Jahr drüber gehe und am Ende meine Meilen ausrechne, um zu sehen, ob es ein gutes Bildungsjahr war 🙂

  4. URVersity - Selbstgesteuertes Bewertungssystem und Geschichte « -Thousand Sunny’s Weblog- Says:

    […] anderen um ein Selbstgesteuertes Bewertungssystem (als Gegenentwurf zu Schulnoten und Antolin) […]

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